Cтатья из ELLE, она была написана ещё летом 2008, но у нас в теме её не было
Josh Hartnett
"Er ist so schön, dass Babys bei seinem Anblick anfangen zu weinen", schwärmt Hollywoodkollegin Kate Beckinsale. Aber Josh Hartnett hat viel mehr zu bieten als einen Modelkörper und ein markantes Gesicht
Ende Juni, Herrenmodewoche in Mailand, Pflichttermin im Fashionkalender. Die Stadt liegt unter einer Hitzeglocke. In Giorgio Armanis ”Teatro”, dem spektakulär-schlichten, vom japanischen Stararchitekten Tadao Ando gestalteten Hauptquartier des Modezaren, versammelt sich die Fashiongemeinde zur Präsentation der neuen Emporio-Armani-Herrenkollektion. Und zeigt (trotz Hitze) Stil: zu Ehren des Großmeisters cleaner italienischer Eleganz. Alle sind vornehmlich in Nudetönen und Schwarz gekleidet; Suzy Menkes' berühmte Haartolle sitzt perfekt wie immer. Nur einer erlaubt es sich, hier in Jeans, T-Shirt, Sportjacke und blauen Vans-Sneakers aufzutauchen: Josh Hartnett, Stargast der heutigen Show und Gesicht des neuen Dufts "Emporio Armani Diamonds for Men". Auf den ersten Blick wirkt der 30-jährige Schauspieler gar nicht wie der neue Tom Cruise, Brad Pitt, Cary Grant oder Clark Gable, obwohl man ihn mit all jenen schon verglichen hat. Hartnett, seit seinen frühen Erfolgen mit Blockbustern wie "Pearl Harbor" und "Black Hawk Down" als eine der großen männlichen Nachwuchshoffnungen Hollywoods gehandelt, verkörpert mit seinem wippenden Gang, den eingezogenen Schultern und in den Hosentaschen vergrabenen Händen eher den Typ schüchterner All-American-Boy. Auf den zweiten Blick ist es aber genau diese Mischung aus Bubencharme à la Prince William und seiner Model-Physiognomie, die den Wahl-New-Yorker zur Projektionsfläche weiblicher Fantasien macht.
Denn sitzt man ihm erst mal gegenüber ("Hi, ich bin Josh", sagt er mit Kontrabassstimme und schüttelt freundlich die Hand), ist der ehemalige Football-Quarterback einfach unwiderstehlich: grünbraune Augen, dunkles Haar, Olivteint. Und ein selten aufblitzendes, aber sehr verschmitztes Zahnlückenlächeln, bei dem man rot wird, wenn es einen trifft. "Er ist so schön, dass Babys bei seinem Anblick anfangen zu weinen", hat Schauspielkollegin Kate Beckinsale mal über ihn gesagt. Und damit gleichzeitig das Dilemma des Josh Hartnett beschrieben: Denn obwohl ihm während seiner rund zehnjährigen Filmkarriere von Scarlett Johansson über Penélope Cruz bis zu Kirsten Dunst (die Liste ließe sich über viele Zeilen fortsetzen) die schönsten Frauen Hollywoods nicht nur auf der Leinwand ihr Herz zu Füßen legten, wollte er immer nur eines: als Schauspieler, nicht als Herzensbrecher wahrgenommen werden. Nicht ganz einfach bei dieser Erscheinung, die bereits ein gutes Argument ist, um Millionen weiblicher Fans ins Kino zu locken. "Anfangs hat mir mein Aussehen Türen geöffnet. Aber ich habe noch nie auf der Höhe meiner Möglichkeiten arbeiten dürfen", sagte er, nachdem ihm 2001 (da lebte er gerade mal zwei Jahre in Hollywood) mit dem Weltkriegsepos "Pearl Harbor" der Durchbruch gelungen war. Und nachdem ihm nur noch Rollenangebote ins Haus flatterten, die ihn als jugendlichen Helden oder Liebhaber vorsahen.
Hartnett, 1978 geboren und bei Vater (Architekt und zeitweise Gitarrist in Al Greens Tourband) und Stiefmutter (Künstlerin) im bodenständigen Minnesota aufgewachsen, ging es bei seiner Berufswahl aber um die Vielfältigkeit und emotionale Tiefe, die man als Schauspieler ausleben kann: "Ich dachte immer, Schauspielen sollte etwas Intensives sein, das aus deinem tiefsten und dunkelsten Inneren kommt."
Verständlich, dass einen wie ihn die Rolle des romantischen Helden auf Dauer nur langweilen kann. "Dabei geht es nur um eines: beim Publikum Gefühle zu wecken. Vieles daran ist nur nett, niedlich und hübsch anzusehen. Und das reizt mich einfach nicht besonders." Sein schneller Aufstieg zum Filmstar war ihm da auch kein Trost, im Gegenteil. "Wenn jemand ein guter Schauspieler ist, sollte Berühmtheit eine positive Begleiterscheinung sein", findet Hartnett. "Ruhm um des Ruhmes willen kann deine schauspielerische Entwicklung dagegen nur behindern." Sprach's, und lehnte nach "Pearl Harbor" nicht nur die Rolle des Superman ab, sondern zog sich auch für fast anderthalb Jahre nach Minnesota zurück. Um anschließend ein Comeback nach seinem Geschmack zu starten:
Mit Filmen wie Brian De Palmas Thriller "Black Dahlia", der Sexkomödie "40 Tage und 40 Nächte" oder der Comic-Adaption "Sin City" bewies Hartnett, dass er tatsächlich "im Herzen ein Gambler" ist, wie er sich selbst nennt. Der Charakterstärke beweist, indem er künstlerischen Anspruch über Kommerz stellt. Und verlieren kann, denn Hits wie "Pearl Harbor" waren unter den zwölf Filmen, die Hartnett seitdem gedreht hat, keine mehr. Dafür umso mehr Rollen und Genres, die ihn, - der sich als "ruhelosen, neugierigen, experimentierfreudigen Charakter" bezeichnet -, wirklich interessieren. Das Indie-Drama "August" zum Beispiel (im Juli in den USA gestartet), in dem Hartnett einen Dotcom-Aufsteiger vor dem Fall verkörpert. Oder den in Bukarest abgedrehten "Bunraku", den er als "Mischung aus Spaghettiwestern, Samuraifilm und 'Star Wars'" beschreibt. Und im September erfüllt er sich den Traum, der ihn Schauspieler werden ließ: Im Londoner Westend steht er in der Theaterfassung von "Rain Man" auf der Bühne. Er fühle sich, sagt Hartnett, heute viel näher bei sich selbst. Da kann man auch mal in Jeans und Turnschuhen zur Armani-Show gehen.
Lorraine Haist
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